1. Deweys Laborschule in Chicago 1896-1904: Zur Entstehung eines Mythos (DFG-Projekt)
Projektleitung/Team: Prof. Dr. Franz-Michael Konrad, Walburga Meintrup, Dr. Michael Knoll.
Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Projektlaufzeit: 02/2010 - 03/2014
Zwar existieren schon einige Arbeiten über Deweys Laboratory School in Chicago, aber noch keine umfassende und kritische Darstellung ihrer Wirkung und Wirklichkeit. Eine Forschungslücke, denn Deweys Laborschule (1896-1904) gehört zu den weltweit berühmten Schulversuchen und wird bis heute als Muster progressiver Erziehungspraxis gerühmt. Alle bekannten Untersuchungen zu Deweys Versuchsschule beziehen sich letztlich jedoch auf ein einziges, 1936 erschienenes Werk. Dieses Buch aber fußt auf einer allzu schmalen Quellenbasis und lässt entscheidende Fragestellungen unberücksichtigt. Weil sich alle Folgearbeiten im Wesentlichen auf dieses Werk stützen, leiden auch die Folgearbeiten unter zahlreichen Mängeln. Die wichtigsten: Erstens untersuchen sie nicht systematisch die Erziehungswirklichkeit und Unterrichtspraxis, wie sie an der Laborschule existierte. Zweitens greifen sie in ihrer Analyse der Rezeption und der Wirkung, wie sie die Laborschule während der letzten 100 Jahre erfahren hat und nach wie vor erfährt, erheblich zu kurz. Drittens ignorieren sie die gezielte und hoch intentionale Geschichtspolitik und Selbstdarstellung, wie sie von Dewey und seiner Familie mithilfe dieses besagten Buches von 1936 betrieben worden ist.
In dem Projekt stand die Auseinandersetzung mit diesem Buch als dem Ursprungsort des Laborschul-Mythos im Mittelpunkt. So würde die Schul- und Unterrichtswirklichkeit der Laborschule, vor allem aber das Interesse Deweys, der Zeitgenossen und der Historiker an einer je spezifischen Wahrnehmung, Beurteilung und Verwertung des Chicagoer Schulmodells thematisiert, um die zum Mythos überhöhten Vorstellungen von der Laborschulpraxis zurückzuweisen und - in Kenntnis der Realverhältnisse und gewissermaßen nebenbei - im Sinne einer pragmatischen Geschichtsschreibung nützliches Wissen zu generieren.
Im Mittelpunkt des Projekts standen ausführliche Archivstudien in amerikanischen (u. a. University of Chicago, Cornell University, Columbia University - Teachers College, Southern Illinois University - Center for Deweys Studies. Chicago Public Library) und deutschen einschlägigen Archiven und Bibliotheken (u. a. Uni Jena, Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin, Staatsbibliothek München).
2. Neue Menschen für Alt-Neuland: Die jüdische Jugendbewegung in Deutschland und Palästina 1912 bis 1948
Fünfzig Jahre nach dem erst- und bisher auch letztmaligen Erscheinen einer monographischen Gesamtdarstellung zur Geschichte der deutsch-jüdischen Jugendbewegung mag es an der der Zeit sein, erneut eine solche Gesamtdarstellung vorzulegen. Dies soll nicht zuletzt auch deshalb geschehen, weil besagte Monographie aus dem Jahr 1969 noch nahezu vollständig ohne auf entsprechende Forschung zurückgreifen zu können, verfasst werden musste. Das unterstreicht zwar einerseits ihren innovativen Charakter und ihre wissenschaftliche Bedeutung und nötigt dem Rezipienten auch heute noch höchsten Respekt ab, lässt sie aber andererseits doch auch – zumindest in wesentlichen Teilen – als veraltet erscheinen. Nahezu alle bis heute in den drei relevanten Sprachen Deutsch, Englisch und Hebräisch vorgelegte Forschungsliteratur ist erst ab den 1980er Jahren publiziert worden. Eine wesentliche Herausforderung besteht demnach darin, nicht nur den verfügbaren Quellenbestand erneut auszuwerten und ggf. neu zu bewerten, sondern ebenso die umfangreiche Sekundärliteratur einzubeziehen. Geplant ist eine chronologisch gehaltene Darstellung sowie ergänzend ein Quellenband.
3. Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft
Gegenstand des Projektes ist eine Darstellung der in der Erziehungswissenschaft angewendeten Forschungsmethoden, und zwar sowohl die klassischen texthermeneutischen Methoden – ergänzt um die neuerdings verstärkt angewandten bild- und (wenn auch seltener) die dinghermeneutischen Zugangsweisen – als auch die so genannten qualitativ- und quantitativ-empirischen Methoden. Dabei sollen diese Forschungsmethoden eingeführt, nach ihren Einsatzmöglichkeiten beschrieben und so erklärt werden, dass die Leserinnen und Leser nach der Lektüre des Buches kleinere Forschungsprojekte selbständig planen und durchführen können, beziehungsweise, falls sich in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit dazu ergibt, gezielt vertiefende Methodenliteratur heranziehen oder zu Problemen der Methodenanwendung weiterarbeiten können.
Im Mittelpunkt steht die Darstellung eines kompletten Forschungsprozesses – von der Problemstellung über die Hypothesenbildung und die Datengewinnung bis zur Auswertung und Interpretation der Daten. Eingebettet werden die diesbezüglichen Ausführungen in knappe wissenschaftstheoretische und wissenschaftsgeschichtliche Erläuterungen.
Das geplante Monographie unterscheidet sich von der bekannten sozialwissenschaftlichen Methodenliteratur erstens dadurch, dass sie alle gängigen Forschungsmethoden in einem Band präsentiert, und dass sie dies zweitens im Kontext der Erziehungswissenschaft tut. So existiert zwar eine beeindruckende Fülle an Methodenliteratur. Allerdings gibt es kein Werk, das alle einschlägigen Forschungsmethoden behandelt. So kann man sich zwar ausgiebig über die so genannten qualitativen und (schon weniger ausgiebig) über die so genannten quantitativen Methoden informieren. Und es gibt auch einige wenige (von Philosophen verfasste) Werke, die die klassische Hermeneutik vorstellen. Es ist aber kein Werk bekannt, dass alle relevanten Methodengruppen in einem Band zusammenführt und diese auf die Erziehungswissenschaft fokussiert. Studierende der Erziehungswissenschaft sehen sich also der Notwendigkeit gegenüber, nicht nur verschiedene Werke konsultieren zu müssen, wenn sie sich einen umfassenden Überblick über den Stand der Methodendiskussion und -praxis verschaffen wollen. Sie müssen zudem oftmals fachfremde, meist soziologische oder allgemein sozialwissenschaftliche Literatur rezipieren. Sollten sie sich für die Texthermeneutik interessieren (die in der erziehungswissenschaftlichen Praxis immer noch relevanteste Methode!), müssen sie sich an die klassischen Geisteswissenschaften halten, die dem durchschnittlichen Studierenden der Erziehungswissenschaft doch eher fern stehen. Das geplante Werk will diesem Missstand dadurch begegnen, dass die zahlreich eingestreuten Beispiele aus der Forschungspraxis konsequent der erziehungswissenschaftlichen Forschung entnommen sind und alle wissenschaftstheoretischen und wissenschaftsgeschichtlichen Fragen am Beispiel der Erziehungswissenschaft behandelt werden. Der Leser sieht also sofort, wie relevant die betreffenden Methoden für sein Fach – eben die Erziehungswissenschaft – sind.
1. John Dewey’s Laboratory School in Chicago 1896 – 1904: To the development of a myth (DFG-Project)
Team: Prof. Dr. Franz-Michael Konrad, Walburga Meintrup, Dr. Michael Knoll
Funded by: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Project duration: 02/2010 – 03/2014
Although some works concerning Dewey’s Laboratory School in Chicago already exist, a comprehensive and critical depiction of its reality and impact is missing. That is considered a research gap because Dewey’s Laboratory School (1896 – 1904) belongs to the internationally most famous school experiments and is honored as a model for progressive educational practice still today. All known investigations with regard to Dewey’s experimental school go back to only one publication that was released in 1936. However, this book is based upon very few sources and does not take into account relevant questions. Due to the fact that all following works rest on this publication, they all show various deficiencies. The most important are: First, they do not investigate systemically the educational reality and the teaching practice in the way they existed in the Laboratory School. Second, they do not consider sufficiently the reception and the impact of the Laboratory School during the last 100 years and still today. Third, they ignore the aimed and highly intentional politics of history and self-portrayal which were carried out by Dewey and his family with the help of the aforementioned book in 1936.
In the focus of the project was the critical analysis with this book as the origin of the myth that was created around the Laboratory School. So the school and teaching reality of the Laboratory School and especially the personal interest of Dewey, contemporaries and historians was a particular topic with regard to a specific perception, assessment and use of the school model in Chicago. The purpose of this was to reject the superelevated ideas of the myth that was created around the Laboratory School practice and to create useful knowledge in a way that considers the real conditions and a pragmatic historiography.
In the center of the project were detailed archive studies in American (for example at the University of Chicago, Cornell University, Columbia University – Teachers College, Southern Illinois University – Center for Dewey’s Studies, Chicago Public Library) and German archives and libraries (for example at the University Jena, the Bibliothek für Bildungsgeschichte Forschung in Berlin, and the Staatsbibliothek in Munich).
2. New people for Alt-Neuland: the Jewish Youth Movement in Germany and Palestine 1912 – 1948
Fifty years after the first and until now the last publication of a monographic overall display concerning the history of the German-Jewish youth movement, it is probably now about time to present such an overall display again. This is because the aforementioned monography that was published in 1969 was created without the access to relevant research material. That emphasizes on the one hand its innovative character and its scientific relevance and therefore it is necessary to honor the recipient with the greatest respect, but on the other hand, it seems to be outdated at the least in the significant parts of the books. Nearly the whole research literature that was produced in the three relevant languages German, English and Hebrew was published since the 1980s. Therefore, a crucial challenge is not only to evaluate the accessible collection of sources again, but also to include the wide-ranging secondary literature. As a consequence, a chronological presentation and an additional source collection are planned.
3. Research methods of the educational science
The subject of the project is a presentation of the research methods that are applied in the educational science. Here, the classical textual hermeneutic methods are considered which are complemented by image and thing hermeneutic access sides alongside the so-called qualitative and quantitative empirical methods. These research methods should then be introduced, their possible applications be described and explained in a way that the readers are able to plan and conduct smaller research projects on their own after having read this book, or rather if the necessity arises in this context, they should be able to consult deepening literature concerning methodology or to work on problems with regard to the use of the methods.
In the center is the presentation of a complete research process from the problem to the hypothesizing and the collection of data to the evaluation and interpretation of the data. These implementations are embedded in theoretical and historical scientific explanations.
The planned monography differs from widely-known method literature from the social science context because it presents all common research methods in one book and it is embedded in the context of educational science. Although there exists an impressive amount of methods literature, there is no book that deals with all relevant research methods. That is why one is able to inform oneself about the so-called qualitative and (even less) about the so-called quantitative methods. Besides, there are a few works (written by philosophers) presenting the classical hermeneutics. Nevertheless, no work is known that summarizes all relevant groups of methods in one book and relates them to educational science. Students of the field educational science face the necessity to not only consult various works if they want to get an overview over the state of the discussion and practice of the methods, but to also deal with extraneous literature coming from sociology or general social sciences. If they are interested in the textual hermeneutics which is still the most relevant method in the educational science practice they have to consider the classical humanities. However, students of educational science do not often have to deal with them. The planned work will meet this need with various examples of the current research practice which all stem from the educational science. All theoretical and historical questions will be dealt with from the background of educational science. The reader will recognize instantly how relevant the particular methods are for their subject which is educational science.